Ein Tag
Ein Tag für Müßiggänger, voll von Verschlafenheit, gefüllt mit Erwartungen, welche sich wie immer nicht erfüllen. Es fehlt Geld,um sich Bier zu beschaffen, um den Block aus meinem Kopf zu entfernen, um klar denken zu können. Schönheit und Verdammnis der Einsamkeit, nichtssagende Kulisse aus dem Hintergrund. Schizophrenie und Geborgenheit, Angst und Faszination der Gewalt, Leben. Inspiration durch Stille und Rotation. Die Maschine als Käfer, der Käfer als Agent, der Agent als Trugbild und im Schattenbild sieht der Spiegel seinen Feind. Der Mensch als Waffe, der Film ist zu Ende.
Ich betrete meinen Kopf, schlage die Schädeldecke, in ihren Angeln quietschend wie eine Tür, zur Seite, sehe mein absolutes ICH als pulsierendes Etwas in einem großen schwarzen Loch, hinter mir die Leiter. Es fällt schwer diesen Schritt zu tun, doch die Neugier siegt, die Enttäuschung ist um so größer.
Mit einem Schnippen von Zeigefinger und Daumen versuche ich auf mich aufmerksam zu machen. Mein Kleinhirn pulsiert. Der Rest grunzt schläfrig und treibt mir vor Scham das Blut in den Kopf. Ich trete mit dem Fuß in die graue Masse, um mich zu wecken, Scheintod.
Mathematik als Täuschung der Erkenntnis, Nüchternheit, Ende, für heute.
Ich gehe mit meiner Hand schlenkernd den Boulevard entlang, mein Auge auf ein klägliches Rinnsal am Bordstein geheftet. Mein Auge zuckt, als wolle es etwas verraten. Schweigen.
Das Rinnsal verschwindet im Abfluß. Ich verfolge es gebannt. Der Lauf des Lebens. Anfang und Ende. Jetzt ist Bier da und Leben. Ich kann schreiben. Und gute Musik, Yeah!
Eine Violine gibt den Ton an, dann die Macht der Gitarre. Zweikampf, Duell. Patt, kein Sieger. Wiedermal ist mir ein neuer Kopf gewachsen. Ich weiß nicht mehr der wievielte, aber er ist da. Ich bin die Hydra. Zahllose, verbrauchte Köpfe hängen von meinen Schultern herab. Nur der Neue kann denken, bis jetzt and I feel good.
Gib mir fünfzig Mark in der Woche, bezahl mir Miete und Energie and everything will be alright. Gib mir fünfhundert Mark Almosen und laß mich leben, aber sag mir nicht was ich machen soll. Niemals, dräng mich nicht in die Ecke. Ein Gedanke. Scheiß Gedanke. Scheiße.
Aus der Hofeinfahrt schallt der fleischige Ruf einer obskuren Grillparty. Grillparzer. Meat.
1991