Weihnachtsmärchen
Herr weih traf einmal auf einem Abenspaziergang ein sehr hübsches Mädchen, welches ganz und gar nur mit Tannenzweigen bedeckt war. Und er fragte es, da es ja Ende Dezember, also Winter war:
"Wieso, schönes Kind, bist du in einer Zeit, wo uns der Frost das Leben in den Adern gefrieren läßt, so spärlich bekleidet?"
Und das hübsche Ding sagte, für Herrn Weih durch ihr Zähneklappern fast unverständlich:
"Ein Heiliger kam vom Himmel herab und zog mir mein Kleid mit der Begründung vom Leib, jedermann solle meinen schönen Körper bewundern können."
Herr Weih zog seine Stirn krauß und sprach: "Doch so wird dein Körper nicht lange zu bewundern sein, der Frost wird ihn dir zerfressen. Komm mit zu mir, wärm dich auf und erhole dich, dann werden wir weitersehen."
Aus Dankbarkeit gab sie sich ihm in dieser Nacht hin. Und seit jeher heißt der Abend, an dem der Heilige ihr das Kleid entriss HEILIGABEND und die darauffolgende Nacht WEIHNACHT.
Die Tannenzweige, welche ihren Körper bedeckt hatte, stellten sie in eine Vase. Und die Menschheit, welche von dieser guten Tat erfuhr, macht es ihnen jedes Jahr wieder nach. Man tut Gutes und redet miteinander und um die Feierlichkeiten auszuschmücken, werden Sinnbilder von Heiligen, heiligen Gegenständen und Schneeflockenimitate an Zweige oder Tannenbäume gehängt. Da jedoch ein Abend und ein Tag zum Feiern viel zu wenig sind, wurde das Fest verlängert. Und ein Mann, welcher sich kleidet, wie Herr Weih damals auf seinem Spaziergang, verteilt Leckereien und kleine Geschenke.
1995