In der Kathedrale zu Smolensk
Weite und Traurigkeit erklingt in meinem Rücken.
Und Fernweh weht aus der Kathedrale.
Ich fühle die Erhabenheit, spüre das Halbdunkel.
Begreife die Töne, sich brechend an den alten Mauern.
Ein Schaudern erfaßt mich, allmächtig, ehrwürdig.
Leid und Hoffnung dringen an mein Ohr.
Und Gebete, an welchen Gott auch immer.
Die Sprache klingt ein wenig fremd.
Ich kenne sie, lernte sie und vergaß sie.
Aber ich verstehe, sehe Bilder und Erinnerungen.
Sehe Armut, Tod und Verzweiflung.
Und Glück, Streit und Schicksal.
Ein großes Land, ein schönes Land.
Glorie und Knechtschaft siedeln dicht beieinander.
Und ich denke an den Winter. Romantisch und grausam.
Ich denke an Politik und Heuchelei.
Und wie sich die Großlieferanten gegenseitig auf die Schultern klopfen.
Bei der Vergabe des Taschengeldes.
Ich sehe - und höre den Gesang.
Und denke an Rußland.
1991